Beschreibung

Der Ort liegt ca. 465 m über dem Meeresspiegel und ca. 195 m über der Fils. Die Markungsfläche umfasst 107 ha. 1862 wurden von dieser Markung 323 einzelne Feldparzellen bewirtschaftet. Der Ortsname ist weltweit einmalig, ein weiterer Ort mit der Erstsilbe „Krapf“ kommt nur noch als „Krapfenau“ in Mittelfranken vor.

Der Ort hat in den Jahrhunderten sein Aussehen nur langsam verändert und ist sehr klein geblieben. Im Laufe der letzten fünfzig Jahren haben viele Häuser jedoch ihr ursprüngliches Aussehen verändert, immer wieder wurden sie den jeweiligen Erfordernissen umgebaut oder dem Zeitgeschmack nach modernisiert.

Lage

Historie

Ortsbeschreibung von Krapfenreut in der Einleitung des Güterbuchs von 1862:

„Krapfenreuth bildet eine Parzellar-Gemeinde und liegt etwa eine dreiviertel Stunde nördlich von Ebersbach auf dem Bergrücken, der sich zwischen dem Rems- und dem Filsthal hinzieht. Hier gedeiht in dem leichten Sandboden der Flachs besser, als in Ebersbach, auch gedeiht das Obst gut.“ 

Historischer Abriss:

Der Name des Ortes tauchte erstmals 1362 als „Kranpeßriutin“ in einer Urkunde auf. In späteren Jahrhunderten bildete sich hieraus die Schreibweise „Krapfenreuth“. Namensgeber für die Rodungsinsel im Wald auf der Schurwaldanhöhe war ein Mann namens „Krapf“, die althochdeutsche Bezeichnung für einen im Wachstum zurückgebliebenen oder verwachsenen Menschen. Heute noch ist dies ein geläufiger Familienname.

Ob der erste Siedler Krapfenreuts jedoch wirklich von kleiner Statur war, kann man nicht mehr sagen. Wann genau der Ort durch Rodung angelegt wurde ist unbekannt, vermutet wird die Zeit des 10. bis 13. Jahrhunderts.

Nach dem Aussterben des Ortsadels von Ebersbach und dem Untergang der Staufer wurden die Grafen von Württemberg schrittweise bis 1299 neue Ortsherren von Krapfenreut.

Ob es jemals hier eine Burg gab, wie es die 1477 erwähnte „Burgwiese“ nahe legen könnte, ist nicht sicher, der Name lebte jedoch noch lange fort. So wurde noch 1698 das sog. „Rosgärthlen“ auch als „Bürckacker“ bezeichnet.

Der Grund und Boden war nicht Privatbesitz der Bauern, das Kirchheimer Kloster besaß in Krapfenreut drei Lehen (seit 1362), ebenso viele besaß die Kellerei Göppingen. Als früheste Familiennamen sind 1400 die Namen folgender Einwohner belegt: Schrepfenbach, Sparler und Zwiglin.

Die Einwohner waren bis weit ins 18. Jahrhundert hinein zumeist Leibeigene - eine Form der Staatsangehörigkeit, die besondere Pflichten, vor allem steuerlicher Art mit sich brachte. Die Leibeigenschaft wurde von der Mutter auf die Kinder übertragen. Jeder erwachsene Krapfenreuter musste jährlich eine sogenannte „Leibhenne“ an den württembergischen Staat entrichten, bei verheirateten Paaren genügte eine Henne. Besonders die Frondienste waren lästige Arbeitsdienste, die unentgeltlich zu leisten waren.

Erst 1839 wurde die Jagdfron aufgehoben. Bis dahin hatte Krapfenreut bei herrschaftlichen Jagden acht Treiber und fünf Ochsen als Zugtiere zu stellen.

Die Wehrpflicht bestand bereits im ausgehenden Mittelalter. 1523 waren in Krapfenreut „zwei Hausmänner unter 60 Jahr, zwei über 17 Jahr und zwei Dienstknechte“ in einer Musterungsliste erfasst. Bis in das 18. Jahrhundert hinein wurden öffentliche Schießübungen auf dem Ebersbacher Schießplatz abgehalten. Bei einer solchen Übung im Jahr 1746 stammten von den 239 Teilnehmern neun aus Krapfenreut. Verschossen wurden damals 7 ½ Pfund Pulver.

1545 wurden acht steuerpflichtige Krapfenreuter in einer Steuerliste aufgezählt: Hans Kielkopf, Michael Kielkopf, Martin Ankele, Contz Maier, Lennharrtt Connen Kind, Martin Beyser, Bartle Salber und Thuma Schulmaister. Die zu bezahlenden Steuerbeträge geben Hinweise auf das Vermögen und lassen den Schluss zu, dass die Inhaber der kleinen Bauerngüter in Krapfenreut, wie auch die im benachbarten Büchenbronn, keine Reichtümer ansammeln konnten.

Der Dreißigjährige Krieg hatte für Krapfenreut heftige Verluste an Mensch und Eigentum gebracht. Einige Gebäude waren seit 1634 komplett zerstört und aufgrund des massiven Bevölkerungsrückgangs noch um 1700 nicht wieder aufgebaut. Man fand auf diesen Bauplätzen damals nur noch Hecken und Gebüsch. Die mühsame Aufbauarbeit war in den Krisenzeit nach dem Dreißigjährigen Krieg nie sicher.

Im Spanischen Erbfolgekrieg wurden 1707 die sieben Krapfenreuter „Bauren Leuthe“ von marodierenden Soldatentruppen des französischen Sonnenkönigs ausgeplündert und daher im darauf folgenden Jahr von der anfallenden Kopfsteuer verschont.

Der Große Zehnt gehörte dem Staat und wurde 1851 abgelöst, der Kleine Obst- und Heuzehnt gehörte der Ebersbacher Pfarrei und wurde 1853 abgelöst, im Jahr darauf wurden die uralten Lehenzinsverhältnisse abgelöst.

In religiösen Angelegenheiten war der Ebersbacher Pfarrer zuständig, die verstorbenen Einwohner Krapfenreuts wurden auf dem Ebersbacher Friedhof beigesetzt.

Die Einwohner ernährten sich stets von der Landwirtschaft. 1774 zählte man 54 Stück Horn- und Rindvieh, 1820 waren es mal 72 und 1842 wieder nur noch 50. Die Haltung eines Zuchtbullen oblag dem Farrenhalter. Der Gemeinderat vergab die Haltung des Farren per Vertrag, der die wichtigsten gegenseitigen Rechte und Pflichten regelte.

Gelegentliche Gebäudebrände waren stets eine Katastrophe. Die älteste Überlieferung eines solchen Falls stammt aus dem Jahre 1695: eine „ohnversehene Feuersbrunst“ äscherte Haus und Scheuer des Schultheißen Leonhard Zwicker komplett ein. Besonders hart traf es den Bauern Georg Heber, denn sein Hof brannte gleich zwei Mal hintereinander ab: im Mai 1874 und im September 1908. Er wurde jeweils wieder neu erbaut, zuletzt jedoch mit vom Wohnhaus getrennter Stallung. Ein Feuerlöschteich wurde erst auf oberamtliche Anordnung hin im Winter 1882 angelegt. Aufgrund des erweiterten Privatwasserleitungsnetzes erschien der Löschteich dem Gemeinderat von Krapfenreut 1908 entbehrlich und man ließ den baufälligen See auffüllen. 1926 bedauerte man diesen Schritt, da im Falle eines Brandfalls, die Wasserentnahme auf mühsame Weise aus einem Wasserschacht und aus dem Ortsbrunnen erfolgen musste.

Zum Feuerlöschen benutzte man lange Zeit so genannte Feuerlöscheimer. 1892 wurde für Büchenbronn und Krapfenreut eine Buttenspritze angeschafft. Bis 1910 wurden auch Feuerwehrübungen durchgeführt, die jedoch vermutlich während des ersten Weltkrieges völlig in Vergessenheit gerieten. Erst ab 1925 wurden Übungen wieder regelmäßig abgehalten und die erste nachweisbare Ortsfeuerlöschordnung für Krapfenreut trat in Kraft. Es wurde die alte Pflichtfeuerwehr wieder eingerichtet, dienstverpflichtet war jeder männliche Einwohner im Alter von 16 bis 45 Jahren.

Die Interessen der Einwohner gegenüber dem Stabschultheißenamt von Ebersbach vertrat der Anwalt. Neben dem Anwalt gab es noch einen kleinen Gemeinderat, der aus drei gewählten Männern bestand. Zusammen mit dem Amtmann von Ebersbach, der als Vorsitzender des kleinen Gremiums fungierte war der fünfköpfige Teilgemeinderat komplett. Ab 1846 war auf Anordnung der Königlichen Kreisregierung zusätzlich die Stelle eines ‚Weilerpflegers’ einzurichten. Der Inhaber dieser Stelle war für die vorschriftsmäßige Buchführung des Gemeindehaushaltes verantwortlich, er führte Buch über die Einnahmen und Ausgaben. Dies blieb so bis 1926.

Auf Ersuchen des Teilgemeinderates von Krapfenreut wurde 1925 ein Antrag auf Eingemeindung mit Ebersbach gestellt. Man wollte mit der vollständigen Eingemeindung die Aufgaben der Zukunft besser meistern, vor allem die finanziellen.

Am 24. Januar 1926 stimmten die wahlberechtigten Einwohner von Krapfenreut über die Eingemeindung nach Ebersbach im Gasthaus zur „Rose“ ab. In geheimer Abstimmung ermittelte man ein „Ja“ zur Eingemeindung. Mit Erlass vom 17. Mai 1926 genehmigte der württembergische Staat die Übereinkunft zur Eingemeindung.

Die moderne Neuzeit hielt nur langsam Einzug in Krapfenreut. Fließend Wasser gab es nach 1908 nur in einigen wenigen Gebäuden, und Telefone gab es lange Jahre nur ein einziges. Im Gasthaus „Rose“ war seit 1913 eine öffentliche Fernsprechstelle eingerichtet. Die Bedienung des „Telefonautomaten“ erfolgte durch den Wirt, bzw. danach durch dessen Witwe. Im Jahr 1926 bekam Witwe Singer für jeden Gang zur Benachrichtigung der Nachbarn ans Telefon 10 Pfennig.

Das öffentliche Stromnetz wurde erst im Sommer 1925 in Betrieb genommen. Über Diegelsberg her kommend wurden im Frühjahr 1925 von den Esslinger Neckarwerken Strommasten gesetzt und Stromleitungen gespannt. Aus Freude über die Inbetriebnahme der Stromversorgung wurde im Gasthaus „Rose“ auf Gemeindekosten am späten Samstagnachmittag des elften Juli 1925 ein so genanntes „Lichtfest“ gefeiert. Die eingeladenen Gäste wurden mit Suppe, Braten, Salat und Spätzle sowie mit 150 Litern Bier verköstigt. Vier Mann der Ebersbacher Feuerwehrkapelle spielten auf. Drei Straßenlampen erhellten von nun ab auch das nächtliche Dorf.